Wenn der Berg ruft: Auswirkungen von Wintersport auf Herz und Kreislauf

Veröffentlicht am: 10.01.2025

Beim ersten Schneefall jubeln die Herzen der Wintersportfans. Die ausdauernde körperliche Aktivität im Freien kann die Gesundheit fördern – doch was, wenn bereits kardiovaskuläre Vorerkrankungen bestehen? Wichtige Tipps, die Sie Ihren Patient:innen mit auf die Piste geben sollten, lesen Sie hier.

Der Winter zieht viele Menschen in die Berge und auf die Pisten – doch für Patient:innen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann Wintersport auch Risiken bergen. Die kalte Jahreszeit stellt eine besondere Herausforderung für das kardiovaskuläre System dar. Die Deutsche Herzstiftung warnt davor, dass extreme Kälte die Blutgefäße verengt, was zu einem Anstieg des Blutdrucks führen und das Risiko für akute kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen kann.1,2 Doch auch wenn der Wintersport potenzielle Gefahren birgt, bedeutet dies nicht, dass Menschen mit kardiovaskulären Vorerkrankungen grundsätzlich darauf verzichten müssen. Mit der richtigen Vorbereitung und einer individuell angepassten sportlichen Betätigung können diese Patient:innen von den gesundheitlichen Vorteilen der Winteraktivitäten profitieren.

Langlauf: Besonders positive Effekte auf die Gefäßgesundheit

Skilanglauf hat sich in zahlreichen Studien als besonders gesundheitsfördernd für das Herz-Kreislaufsystem erwiesen.3 Für Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen bietet Skilanglauf eine ideale Kombination aus Ausdauertraining und moderater Belastung. Einer der nachgewiesenen Vorteile des Langlaufs ist die Verbesserung der arteriellen Gefäßsteifigkeit.4 Diese entsteht zwar über andere Mechanismen als Atherosklerose, sie kann aber als Prädiktor für atherosklerotische Erkrankungen herangezogen werden.5

In einer Studie, die verschiedene Sportarten hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die arterielle Gefäßsteifigkeit untersuchte, zeigte sich, dass regelmäßige Einheiten im Skilanglauf zu einer signifikanten Verbesserung der Gefäßelastizität führen.4 Es gibt darüber hinaus Hinweise darauf, dass Skilanglauf das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Gesamtmortalität durch entzündungshemmende Vorgänge, Verbesserung der Endothelfunktion und Senkung von Risikofaktoren wie Lipide, Glukose und Blutdruck sowie durch Verbesserung der kardiorespiratorischen Fitness verringern kann.6 Besonders bei älteren Patient:innen oder jenen, die nach einem kardiovaskulären Ereignis langsam wieder mit dem Sport beginnen möchten, ist Skilanglauf daher eine sehr empfehlenswerte Sportart.

Auch alpines Skifahren bietet Vorteile

Alpiner Skilauf ist eine Freizeitaktivität, die sowohl aerobe als auch isometrische Komponenten enthält und somit ein optimales Training zur Erhaltung der kardiovaskulären Gesundheit darstellt.

Allerdings führen viele Menschen, die im alltäglichen Leben eher wenig aktiv sind, die saisonale Sportart sehr abrupt aus, was negative Folgen haben kann: Die Kombination aus höhenbedingter relativer Hypoxie, niedrigen Temperaturen und submaximaler körperlicher Anstrengung kann bei ansonsten eher untrainierten Personen mit unerkannten kardiovaskulären Erkrankungen zu einer ungewöhnlichen Aktivierung des sympathischen Nervensystems und im schlimmsten Fall zum plötzlichen Herztod führen.7,8 Hauptrisikofaktoren hierbei sind ein bereits vorangegangener Myokardinfarkt, eine bestehende koronare Herzkrankheit (KHK), Bluthochdruck, ein erhöhter LDL-C-Wert und Diabetes Typ 2.

Neben Vorsichtsmaßnahmen vor Ort (s. Infobox) stellen daher auch eine vorangehende sportmedizinische Untersuchung, eine wirkungsvolle pharmakologische Therapie bestehender Risikofaktoren und besonders auch die rechtzeitige körperliche Vorbereitung wichtige Präventivmaßnahmen für Patient:innen mit kardiovaskulären Vorerkrankungen dar. Wenn diese Aspekte berücksichtigt werden, kann der alpine Skisport auch älteren Menschen empfohlen werden, da die Vorteile die potenziellen Risiken bei den meisten Personen überwiegen.7

Wichtige Vorsichtsmaßnahmen und ärztliche Beratung

Bevor herzkranke Patient:innen sich für eine Wintersportaktivität entscheiden, sollten sie unbedingt eine ärztliche Beratung einholen. Besonders nach einem schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignis wie einem Myokardinfarkt oder einer Herzoperation ist eine gründliche Untersuchung erforderlich, um die Belastungsfähigkeit der Patient:innen festzustellen. Besonders relevant ist dabei die Frage, wie viel Ausdauerbelastung die Person verträgt und ob eventuelle Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes gut kontrolliert sind. Außerdem gibt es vor Ort im Wintersportgebiet einige Grundregeln zu beachten:

Grundregeln für den Wintersport bei kardiovaskulären Vorerkrankungen9

  • Dem Körper Zeit lassen: Nach der Ankunft am Urlaubsort sollten herzkranke Urlaubsgäste den Körper 2 bis 3 Tage durch Spaziergänge an die neue Höhenlage gewöhnen. Vor dem Skilaufen sollte der Körper gut aufgewärmt und die Sporteinheit möglichst langsam angegangen werden.
  • Nicht „zu hoch hinaus“ wollen: Der Deutsche Olympische Sportbund e. V. rät v. a. Betroffenen mit verengten Kranzgefäßen unterhalb von 2.500 Meters zu bleiben. Als problemlos gelten Lagen zwischen 1.000 und 1.500 Metern.
  • Stresssituationen vermeiden: Herzpatient:innen sollten den Skilauf technisch gut beherrschen, um stressgeladene Situationen und Überanstrengungen auf der Piste zu vermeiden. Steile Hänge, die herausfordernd sein können, sollten ebenfalls gemieden werden.

Maßgeschneiderte Empfehlungen für eine sichere Wintersport-Saison

Wintersport kann eine ausgezeichnete Möglichkeit sein, die Herzgesundheit zu fördern, wenn er mit Bedacht betrieben wird. Für Ihre Patient:innen mit kardiovaskulären Erkrankungen bieten vor allem Skilanglauf und moderates alpines Skifahren gesundheitliche Vorteile, wenn die richtige Intensität gewählt und die passenden Vorkehrungen getroffen werden. Die betreuenden Haus- und Fachärzt:innen spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie die Patient:innen individuell beraten und über geeignete Sportarten sowie mögliche Risiken aufklären. Mit der richtigen Vorbereitung und einer maßgeschneiderten Trainingsplanung können auch Herz-Kreislauf-Patient:innen von den positiven Effekten des Wintersports profitieren und so ihre Gesundheit langfristig fördern.


Literatur:

  1. Schmermund A. Herzprobleme bei Kälte: So schützen Sie sich im Winter; unter: https://herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/klima-und-umwelt/herzprobleme-bei-kaelte, zuletzt aufgerufen: November 2024.
  2. München Klinik. Kältewelle: Vorsicht bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen; unter: https://www.muenchen-klinik.de/meldungen-nachrichten/meldungen-nachrichten/artikel/kaeltewelle-vorsicht-bei-herz-kreislauf-erkrankungen/, zuletzt aufgerufen: November 2024.
  3. Langlauf ist der ideale Wintersport fürs Herz. Schweizerische Herzstiftung. https://swissheart.ch/die-herzstiftung/medien/langlauf-ist-der-ideale-wintersport-f%C3%BCrs-herz , zuletzt aufgerufen: November 2024.
  4. Niebauer J et al. J Sports Sci Med. 2020;19(3):460-468.
  5. Mengden T et al. Kardiologie. 2016;10:38-46.
  6. Laukkanen JA et al. Prog Cardiovasc Dis. 2019;62(6):505-514.
  7. Rossi VA et al. J Sci Med Sport. 2019;22 Suppl(1):27-33.
  8. Burtscher M, Niederseer D. Dtsch Z Sportmed. 2020;71:286-292.
  9. Deutscher Olympischer Sportbund. Kranke Herzkranzgefäße – wer darf auf die Skipiste?; unter: https://www.dosb.de/sonderseiten/news/news-detail/news/kranke-herzkranzgefaesse-wer-darf-auf-die-skipiste, zuletzt aufgerufen: November 2024.

Bildnachweis: DieterMeyerl / iStock-1146280433

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