Herzensthema Wellness, Teil 1:
Schwitzen für die kardiovaskuläre Gesundheit

Veröffentlicht am: 26.03.2025

Saunieren wird mit kardioprotektiven Effekten assoziiert: Regelmäßige Hitzeexposition kann sich positiv auf den Blutdruck, die Gefäßfunktion und das kardiovaskuläre Risiko auswirken. Doch welche Patient:innen profitieren wirklich – und für wen kann die Sauna bedenklich sein?

Sauna und Herzgesundheit: Trainingseffekt durch Hitze?

Saunabäder sind seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil verschiedener Kulturen und gelten als gesundheitsfördernde Maßnahme. Die physiologischen Effekte, die mit der Wärmeexposition einhergehen, sind weit mehr als bloße Entspannung. Bereits nach wenigen Minuten in der Sauna steigt die Hauttemperatur auf bis zu 40 °C, während die Körperkerntemperatur um 1 bis 2 °C zunimmt. Um die thermische Belastung auszugleichen, reagiert der Körper mit einer intensiven peripheren Vasodilatation, wodurch der systemische Gefäßwiderstand sinkt und das Herzzeitvolumen steigt. Dies führt zu einer kompensatorischen Erhöhung der Herzfrequenz um 30 bis 50 %, wodurch Werte erreicht werden, die mit moderater körperlicher Aktivität vergleichbar sind.1

Nachhaltiger kardiovaskulärer Effekt

Neben den akut ausgelösten hämodynamischen Effekten gibt es Hinweise auf langfristige physiologische Anpassungen des Gefäßsystems. Regelmäßige Wärmeexposition kann die endotheliale Funktion verbessern, indem die Produktion von Stickstoffmonoxid gesteigert wird, was eine bessere Gefäßelastizität zur Folge hat.2 Zudem wird die inflammatorische Aktivität gesenkt und die Ausschüttung von Hitzeschockproteinen gefördert, die eine schützende Wirkung auf Myokardzellen besitzen.3

Könnte regelmäßiges Saunieren also eine nicht-medikamentöse Strategie zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen sein?

Weniger kardiovaskuläre Ereignisse durch regelmäßiges Saunieren?

Eine großangelegte finnische Kohortenstudie mit knapp 2.000 Teilnehmern zeigte, dass Saunagänge von vier- bis siebenmal pro Woche, mit einer signifikanten Reduktion der kardiovaskulären Sterblichkeit um bis zu 70 % assoziiert waren. Selbst moderate Saunanutzung (zwei- bis dreimal pro Woche) war mit einer 25%igen Risikoreduktion verbunden.4

Diese protektiven Effekte könnten auf mehrere Mechanismen zurückzuführen sein. Neben der akuten Blutdrucksenkung, die bereits nach einer einzigen Sitzung nachweisbar ist, wurde eine Verbesserung der Gefäßelastizität festgestellt.6 Zusätzlich scheint das Saunieren die sympathovagale Balance positiv zu beeinflussen indem es kurzfristig eine Erhöhung der sympathischen Aktivität bewirkt, gefolgt von einer parasympathischen Erholungsphase nach der Abkühlung.7

Trotz dieser vielversprechenden Daten bleibt die Kausalität unklar, denn potenzielle Confounder wie etwa ein insgesamt gesünderer Lebensstil, bessere Ernährungsgewohnheiten oder ein generell niedrigeres Stressniveau können nicht vollständig ausgeschlossen werden.

Wann Saunieren zum Risiko wird

Obwohl Saunagänge für viele Menschen gesundheitliche Vorteile liefern, kann sie für bestimmte Personengruppen auch mit Risiken verbunden sein. Bei instabiler Angina pectoris, schwerer Aortenstensose, einem kürzlich erlittenen Myokardinfarkt oder hypertropher Kardiomyopathie sollte auf Saunabesuche vollständig verzichtet werden. Die durch die Hitze induzierte Vasodilatation in Kombination mit einer erhöhten Herzfrequenz kann das kardiovaskuläre System dieser Patient:innen überlasten und potenziell lebensbedrohliche Komplikationen auslösen.8 Ein weiteres Risiko stellt die Dehydratation beim Saunieren dar. Während einer einzigen Sitzung kann der Körper bis zu eineinhalb Liter Flüssigkeit verlieren. Insbesondere bei Patient:innen unter diuretischer Therapie oder mit autonomen Dysfunktionen kann dies zu orthostatischen Hypotonien und Elektrolytstörungen führen.9

Besonders kritisch sind abrupte Kaltwasseranwendungen wie Tauchbäder oder schwallartiges kaltes Abduschen nach der Sauna. Bei Koronarpatient:innen kann dieser akute kardiovaskuläre Stress das Risiko für ischämische Ereignisse oder Arrhythmien erhöhen.7 Eine schrittweise Abkühlung ist daher die sicherere Alternative.

Wie sich Sauna sinnvoll in die kardiovaskuläre Prävention integrieren lässt

Für Patient:innen mit stabiler Hypertonie oder beginnender endothelialer Dysfunktion kann regelmäßiges Saunieren eine sinnvolle Ergänzung zu anderen nicht-medikamentösen Maßnahmen sein. Studien zeigen, dass Saunagänge den systolischen Blutdruck um bis zu 8 mmHg senken können – insbesondere in Kombination mit sportlicher Betätigung.10

Damit der gesundheitliche Nutzen des Saunierens nicht durch mögliche Risiken überschattet wird, können Ärzt:innen ihren Patient:innen klare Anwendungsempfehlungen mitgeben. Optimal sind Temperaturen zwischen 70 und 90 °C mit Sitzungen von 8 bis 15 Minuten bei moderater Luftfeuchtigkeit. Eine langsame Abkühlung – idealerweise erst an der frischen Luft und anschließend mit lauwarmem Wasser – ist für Herz-Kreislauf-Patient:innen wichtig, um reflektorische Blutdruckschwankungen zu vermeiden.

Patient:innen mit bekannten kardiovaskulären Vorerkrankungen sollten zudem darauf hingewiesen werden, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr vor und nach dem Saunagang zu achten.

Zudem sollte die Ruhephase zwischen zwei Saunagängen mindestens so lange dauern wie die Sitzung selbst – bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen allerdings mindestens 30 Minuten. Dies ermöglicht dem Kreislauf, sich zu stabilisieren und eine unnötige Belastung des Herzens zu vermeiden.

Übrigens: Ein großer Teil der Todesfälle in der Sauna ist auf Alkoholkonsum zurückzuführen. Alkohol in Kombination mit Hitze kann zu Hypotonie, Herzrhythmusstörungen und plötzlichem Tod führen und sollte daher strikt vermieden werden.11

Zusammenfassung

  • Regelmäßige Saunagänge können kardiovaskuläre Risikofaktoren günstig beeinflussen.
  • Patient:innen mit stabiler Hypertonie oder endothelialer Dysfunktion profitieren besonders.
  • Hydratation ist essenziell, um orthostatische Hypotonien und Elektrolytimbalancen zu vermeiden.
  • Nicht empfohlen ist Saunieren bei schwerer Herzinsuffizienz (NYHA III–IV), instabiler Angina oder hypertropher Kardiomyopathie.
  • Abrupte Kaltwasseranwendungen sollten vermieden werden, um reflektorische Vasokonstriktionen zu verhindern.

Fazit: Saunieren mit Herz und Verstand

Regelmäßige Saunabesuche können das Herz-Kreislauf-System auf vielfältige Weise positiv beeinflussen: Sie fördern die Durchblutung, unterstützen die Gefäßfunktion und stehen mit einer geringeren Sterblichkeitsrate in Zusammenhang. Gleichzeitig sollten mögliche Risiken – insbesondere bei bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen – nicht außer Acht gelassen werden.

Eine verantwortungsbewusste Nutzung kann eine wertvolle Ergänzung zur Prävention und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen darstellen.


Literatur:

  1. Laukkanen T et al. J Hum Hypertens 2018;  32:129–138
  2. Brunt VE et al. J Appl Physiol 2016; 121(3):716-23
  3. Reeder M et al. Med Res Arch 2023; 11(6):1-12
  4. Laukkanen T et al. BMC Med 2018; 16:1–14
  5. Laukkanen T et al. JAMA Int Med 2015; 175(4):542-8
  6. Lee E et al. Eur J Prev Cardiol 2018; 25:130-8
  7. Radtke T et al. Eur J Prev Cardiol 2016; 23(6):593-601
  8. Hannuksela ML, Ellahham S. Am J Med 2001; 110(2):118-26
  9. Podstawski R et al. Int J Environ Res Public Health 2021; 18:11503
  10. Lee E et al. Am J Physiol Regul Integr Comp Physiol 2022; 323:R289-99
  11. Rodhe A et al. Am J Forensic Med Pathol 2008; 29(1):27-31

 

Bildnachweis: Halfpoint/iStock-2193374441

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