Kommunikation, Kontext, Kontinuität: Wie MFAs den Therapieerfolg im Lipidmanagement mitgestalten

Veröffentlicht am: 13.05.2025

Kardiovaskuläre Risikopatient:innen stellen im Praxismanagement eine besonders betreuungsintensive Gruppe dar. Im Umgang mit chronischen Erkrankungen wie Hypercholesterinämie sind Information, Motivation und Verbindlichkeit entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche Therapie. Besonders im Lipidmanagement kommt es darauf an, dass Patient:innen ihre Behandlung verstehen und aktiv mittragen. Medizinische Fachangestellte (MFAs) leisten hierbei einen wesentlichen Beitrag: Sie begleiten Patient:innen engmaschig durch den Praxisalltag, stärken die Therapietreue und unterstützen die ärztliche Arbeit durch strukturierte Kommunikation.

Früh ansetzen: Patient:innenkommunikation beginnt am Empfang

Die Patient:innenkommunikation beginnt nicht erst im Behandlungsraum – sie startet am Empfang. Bereits hier können MFAs wichtige Impulse setzen: Informationsmaterial zu Cholesterinwerten, Ernährung und kardiovaskulären Risikofaktoren schaffen frühzeitig Aufmerksamkeit für relevante Gesundheitsaspekte. Auch visuelle oder interaktive Elemente im Wartebereich – etwa anschauliche Infografiken, kurze Videos oder digitale Lernmodule – tragen zur Sensibilisierung bei. Hinweise auf Selbsthilfeangebote, Erfahrungsberichte oder Erfolgsgeschichten können zusätzlich motivierend wirken und das Vertrauen in die Wirksamkeit präventiver Maßnahmen stärken. Gerade im Lipidmanagement ist diese frühe Aktivierung ein oft unterschätzter, aber wirksamer Hebel für mehr Adhärenz und damit für den nachhaltigen Therapieerfolg.

Mögliche Maßnahmen am Empfang:

Strukturierte Vorbereitung: Relevante Informationen erfassen und nutzen

Ein effizientes Praxismanagement zeichnet sich durch strukturierte Abläufe aus – gerade bei der Betreuung von kardiovaskulären Risikopatient:innen. Dazu gehört die regelmäßige Aktualisierung der Anamnese, insbesondere im Hinblick auf Lebensstilveränderungen, neue Symptome oder Medikationsanpassungen. Ebenso wichtig ist die lückenlose Dokumentation bisheriger Laborwerte – allen voran des LDL-C. Ergänzend dazu sollte geprüft werden, ob die Patientin:innen bereits in ein Disease-Management-Programm (DMP) eingebunden sind oder von einer Teilnahme profitieren könnten. Diese Vorbereitung schafft die Grundlage für eine präzise ärztliche Einschätzung und ermöglicht eine risikoadaptierte, individuell abgestimmte Versorgung.

Checkliste für die Patient:innenvorbereitung:

  • Bisherige LDL-C-Werte dokumentieren
  • Änderungen im Lebensstil oder Medikationsplan erfassen
  • Risikoprofil einschätzen (z. B. Diabetes, Nierenfunktion, koronarer Herzkrankheit (KHK))
  • Zugehörigkeit zu einem DMP klären oder anregen

Aus Zahlen werden Zusammenhänge

Die bloße Mitteilung eines Laborwerts genügt nicht, um Patient:innen zur Adhärenz zu bewegen – entscheidend ist das Verständnis der gemessenen Werte im individuellen Risikokontext. MFAs übernehmen hier eine wichtige Übersetzungsfunktion: Indem sie erläutern, welche Blutwerte erhoben werden und welche Relevanz diese im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, fördern sie das Verständnis und die Motivation der Patient:innen. Zielwerte werden dadurch greifbar und in ihrer Relevanz verankert. Besonders wirksam ist dies, wenn die Werte visualisiert und im persönlichen Risikokontext erklärt werden. Auf diese Weise entsteht ein konsistenter Kommunikationsfluss, der zur Therapietreue und zum langfristigen Behandlungserfolg beiträgt.

LDL-C-Zielwerte laut ESC-Leitlinien Dyslipidämien 20191

  • Hohes kardiovaskuläres Risiko: Zielwert < 70 mg/dl (< 1,8 mmol/l)
  • Sehr hohes kardiovaskuläres Risiko: Zielwert < 55 mg/dl (< 1,4 mmol/l)
    (z. B. bei KHK, Diabetes mit Organschäden, dokumentierter Atherosklerose

Ein gemeinsames Festlegen von Therapiezielen – etwa nach dem SMART-Prinzip (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert) – erleichtert den Praxisteams die strukturierte Dokumentation und den Patient:innen die aktive Mitgestaltung ihrer Behandlung. Gleichzeitig schafft es Verbindlichkeit: Ziele werden transparenter, Fortschritte besser nachvollziehbar, und Abweichungen frühzeitig erkennbar.

Wissen vermitteln, Motivation stärken und Lebensstil fördern

Gerade im Lipidmanagement begegnen MFAs häufig Fragen zur Medikation, zu Nebenwirkungen oder zu Alltagsthemen wie Ernährung und Bewegung. Ihre kommunikative Kompetenz trägt maßgeblich dazu bei, wie gut Patient:innen ihre individuelle Risikosituation verstehen und ob sie zu Lebensstilveränderungen bereit sind. Der Einsatz alltagsnaher Sprache, visualisierter Erklärhilfen und nachvollziehbarer Beispiele erleichtert es, komplexe Zusammenhänge wie Atheroskleroseentstehung oder den präventiven Nutzen lipidsenkender Medikamente verständlich zu machen. Besonders wirksam wird diese Beratung, wenn MFAs nicht nur informieren, sondern auch aktiv zuhören, Unsicherheiten aufgreifen und gemeinsam mit den Patient:innen realistische Gesundheitsziele entwickeln. Auf diese Weise entsteht eine vertrauensvolle Gesprächsbasis, die die Therapietreue stärkt.

Klarer Abschluss: Nachsorge und Verbindlichkeit schaffen

Auch die letzte Phase des Praxisbesuchs ist medizinisch und kommunikativ bedeutsam. Ein klarer Gesprächsabschluss schafft nicht nur Orientierung über Folgetermine, Check-up-Intervalle oder weiterführende Informationsangebote, sondern trägt wesentlich zur Verbindlichkeit in der weiteren Betreuung bei. MFAs sind hier wichtige organisatorische und kommunikative Schnittstellen, um Abläufe zu koordinieren, offene Fragen zu klären und Patient:innen auf ihrem Weg zur nachhaltigen Risikoreduktion zu begleiten.

Checkliste für das Abschlussgespräch:

  • Offene Fragen gezielt klären
  • Nächste Schritte und Folgetermine verbindlich festlegen
  • Informationsmaterial zum Mitnehmen anbieten
  • Auf Online-Videos oder weiterführende Inhalte hinweisen

Fazit: MFA-Schulung als Investition in bessere Versorgung

Gut geschulte MFAs sind Schlüsselfiguren im modernen Praxismanagement – insbesondere bei der Langzeitbetreuung von Patient:innen mit Hypercholesterinämie oder erhöhtem kardiovaskulärem Risiko. Ihre fachliche Kompetenz im Lipidmanagement, kombiniert mit ihrer unmittelbaren Nähe zu den Patient:innen machen sie zu wichtigen Partner:innen in der Umsetzung präventiver Maßnahmen. Investitionen in ihre Schulung zahlen sich doppelt aus: für das Team – und für die Gesundheit der Patient:innen.

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Literatur:

1. Mach F et al. Eur Heart J 2020;41(1):111–188.

Bildnachweis: Aja Koska /iStock-1140790050

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