Gewichtsreduktion kann Regression von VHF bewirken

Veröffentlicht am: 09.01.2024

Übergewicht und Adipositas sind anerkannte Risikofaktoren für das Auftreten von VHF. Lässt sich bei adipösen Menschen mit VHF durch einen Gewichtsverlust das Fortschreiten der Erkrankung verhindern oder sich der Krankheitsprozess sogar umkehren?

Das Wichtigste in Kürze

  • Durch eine Gewichtsreduktion kann bei adipösen Patient:innen eine Regression des Vorhofflimmerns (VHF) bewirkt werden.1, 2
  • Je größer der Gewichtsverlust ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für einen Rückgang.1, 2
  • Eine Gewichtsreduktion hat zudem einen positiven Einfluss auf weitere Risikofaktoren.2
  • Das VHF-Risiko wird durch eine moderate Gewichtszunahme (+ 5 %) scheinbar stärker erhöht, als es durch die gleiche Gewichtsabnahme reduziert wird.3

Gewichtsverlust und gleichzeitiges Risikofaktormanagement können bei Vorhofflimmern (VHF) den Krankheitsprozess umkehren. Dies zeigte erstmals die REVERSE-AF-Studie1, eine retrospektive Subanalyse der australischen LEGACY-Studie. Diese Registerstudie hatte bereits im Jahr 2015 einen positiven Einfluss einer Gewichtsabnahme auf die Symptomatik des Vorhofflimmerns nachgewiesen.2

Die REVERSE-AF-Analyse umfasste 355 Teilnehmende der LEGACY-Studie, die alle einen Body-Mass-Index (BMI) von ≥ 27 kg/m2 aufwiesen. Den Teilnehmenden wurde ein zielgerichtetes Programm zum Gewichtsmanagement angeboten. Dabei gab es engmaschige Kontrollen und Patient:innen dokumentierten ihre Ernährung sowie ihre körperliche Betätigung.2 Sie unterzogen sich zudem einmal jährlich einer umfassenden ärztlichen Untersuchung, inklusive eines siebentägigen Langzeit-EKG.1, 2

Effekte hängen von Höhe des Gewichtsverlustes ab

Je nach Gewichtsverlust ließen sich die Teilnehmenden nach Studienende in drei Gruppen einteilen:

  • Gruppe 1 verlor < 3 % ihres Ausgangsgewichts (n = 116).
  • Gruppe 2 verlor zwischen 3 % und 9 % des Ausgangsgewichts (n = 104).
  • Gruppe 3 reduzierte ihr Gewicht um ≥10 % gegenüber dem Ausgangsgewicht (n = 135).1

Der primäre Studienendpunkt war eine Veränderung des VHF-Typs.1 Der VHF-Typ wurde auf Basis des Konsensus der Heart Rhythm Society in paroxysmales VHF und persistierendes VHF kategorisiert:

  • Paroxysmales VHF zeichnet sich durch Episoden aus, die weniger als eine Woche andauern und spontan enden.1
  • Charakteristisch für persistierendes VHF sind Episoden von über einer Woche oder Episoden, die mit einer Kardioversion beendet werden müssen.1

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass ein Gewichtsverlust nicht nur das Fortschreiten verhindern, sondern sogar einen Rückgang des VHF bewirken kann. Dabei gilt: Je größer der Gewichtsverlust, desto höher die Wahrscheinlichkeit für eine Regression (Abbildung 1).

Abbildung 1: Progression und Regression des Vorhofflimmerns in Abhängigkeit vom Gewichtsverlust (modifiziert nach Middeldorp et al., Europace 20181).
  • In der Gruppe mit < 3 % Gewichtsverlust entwickelte sich bei etwa einem Viertel der Teilnehmer ein persistierendes zu einem paroxysmalen VHF zurück oder es war gänzlich reversibel.
  • Bei Teilnehmenden, die ihr Gewicht um 3-9 % reduzierten, ermittelten die Autor:innen bereits bei knapp der Hälfte der Teilnehmer eine Regression des VHF.
  • Besonders signifikant waren die Ergebnisse in der Gruppe mit ≥ 10 % Gewichtsverlust: Bei 88 % der Teilnehmenden hatte sich das persistierende VHF entweder zu einem paroxysmalen VHF zurückentwickelt oder die Patient:innen waren gänzlich frei von Vorhofflimmern. Nur bei 3 % der Patient:innen war ein Fortschreiten zu einem persistierenden VHF zu verzeichnen.1

Rückgang weiterer Risikofaktoren

Die im Jahr 2015 publizierte LEGACY-Studie konnte weitere positive Effekte einer Gewichtsreduktion nachweisen: Bei denjenigen, die über 10 % ihres Ausgangsgewichts verloren, verbesserten sich auch Risikofaktoren wie Blutdruck, Blutzuckerwerte und Cholesterinwerte signifikant.2 Weiterhin gaben die Teilnehmenden an, dass sich ihr Wohlbefinden umso stärker verbesserte, je ausgeprägter der Gewichtsverlust ausfiel.2

Gewichtsschwankungen haben negativen Effekt

Ein Gewichtsverlust ist zwar mit einem Rückgang des Vorhofflimmerns verbunden, doch die Gewichtsreduktion sollte langsam und kontinuierlich erfolgen. Gewichtsschwankungen > 5 % zeigten einen negativen Effekt und waren mit einer deutlich erhöhten Wahrscheinlichkeit von rezidivierendem Vorhofflimmern verbunden.2

Eine aktuelle Metaanalyse von Studiendaten von insgesamt über 100.000 übergewichtigen und adipösen Patient:innen konnte zudem zeigen, dass eine Gewichtszunahme um 5 % das VHF-Risiko um 13 % erhöhte (HR = 1,13, 95-%-Konfidenzintervall (KI) = 1,04-1,23, I2 = 70 %; n > 20.411).3 Eine 5-prozentige nicht chirurgisch-bedingte Gewichtsreduktion zeigte in dieser Analyse jedoch kaum einen positiven Effekt (HR = 1,04; 95-%-KI = 0,94-1,16, I2 = 73 %, n =40.704).3


Quellen:

  1. Middeldorp ME et al. PREVEntion and regReSsive Effect of weight-loss and risk factor modification on Atrial Fibrillation: the REVERSE-AF study. Europace 2018;20(12):1929-1935.
  2. Pathak RK et al. Long-Term Effect of Goal-Directed Weight Management in an Atrial Fibrillation Cohort: A Long-Term Follow-Up Study (LEGACY). J Am Coll Cardiol 2015;65:2159-2169.
  3. Jones NR et al. Weight change and the risk of incident atrial fibrillation: a systematic review and meta-analysis. Heart 2019;105:1799-1805.

Bildquellen: © iStock-ID: 1363929083; Urheber: graphicnoi

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