Lipidtherapie: mit der richtigen Kombination zum Erfolg

Veröffentlicht am: 20.01.2024

Aktuelle Studien zeigen: Zu wenige Patient:innen mit Hypercholesterinämie und hohem oder sehr hohem kardiovaskulärem Risiko erreichen die empfohlenen LDL-Cholesterin-Zielwerte. Wie lässt sich die Therapie effektiver gestalten?

Ziel mit Anspruch: LDL-C-Level senken

Daten aus der Vergangenheit zeigen, dass nur ein Fünftel der europäischen Patient:innen mit hohem bzw. sehr hohem kardiovaskulärem (CV) Risiko die im Jahr 2019 von der European Society of Cardiology (ESC) und der European Atherosclerosis Society (EAS) empfohlenen Zielwerte für das Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin (LDL-C) erreicht.1

Doch geht da nicht mehr? Dieser Frage widmete sich die SANTORINI-Studie, eine prospektive Beobachtungsstudie, die Einblicke in die Effektivität von lipidsenkenden Therapien im Behandlungsalltag gewährte. Eingeschlossen waren mehr als 9.000 Patient:innen mit hohem oder sehr hohem CV-Risiko, die aus 14 europäischen Ländern stammten und in den Jahren 2020 und 2021 eine lipidsenkende Therapie erhielten.1

Das Ergebnis war ernüchternd: Jeweils mehr als zwei Drittel, genauer 76 % der Teilnehmenden mit sehr hohem Risiko und 68 % der Teilnehmenden mit hohem Risiko, verfehlten nach wie vor die in der Leitlinie definierten LDL-C-Zielwerte.1

Mehr zur Risikoklassifizierung und den empfohlenen LDL-C-Zielwerten lesen Sie hier.

Doch geht da nicht mehr? Dieser Frage widmete sich die SANTORINI-Studie, eine prospektive Beobachtungsstudie, die Einblicke in die Effektivität von lipidsenkenden Therapien im Behandlungsalltag gewährte. Eingeschlossen waren mehr als 9.000 Patient:innen mit hohem oder sehr hohem CV-Risiko, die aus 14 europäischen Ländern stammten und in den Jahren 2020 und 2021 eine lipidsenkende Therapie erhielten.1

Das Ergebnis war ernüchternd: Jeweils mehr als zwei Drittel, genauer 76 % der Teilnehmenden mit sehr hohem Risiko und 68 % der Teilnehmenden mit hohem Risiko, verfehlten nach wie vor die in der Leitlinie definierten LDL-C-Zielwerte.1

Mehr zur Risikoklassifizierung und den empfohlenen LDL-C-Zielwerten lesen Sie hier.

Den Ursachen auf der Spur

Warum ist das so? Die Studienautor:innen vermuten als ursächliche Faktoren einerseits eine Unterschätzung des CV-Risikos und andererseits den geringen oder suboptimalen Einsatz von Kombinationstherapien.1

Denn immer noch erhält weniger als ein Drittel der Betroffenen mit hohem oder sehr hohem CV-Risiko eine lipidsenkende Kombinationstherapie.1 Deutschland liegt sogar noch deutlich unter dem europäischen Durchschnitt: Nur 22,9 % der Teilnehmenden mit einem sehr hohen CV-Risiko bzw.   12,1 % mit einem hohen CV-Risiko erhielten hier mehrere lipidsenkende Wirkstoffe in Kombination.2

Warum so strenge LDL-C-Zielwerte?

Atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen (ASCVDs) sind weltweit immer noch die Todesursache Nummer 1.3 Um das ASCVD-Risiko betroffener Patient:innen zu reduzieren, verschärften die ESC und die EAS in ihren im Jahr 2019 veröffentlichten gemeinsamen Leitlinien die LDL-C-Zielwerte in Abhängigkeit vom individuellen CV-Risiko:

Bei Patient:innen mit sehr hohem und hohem CV-Risiko# empfehlen sie seither LDL-C-Werte von       < 55 mg/dl (< 1,4 mmol/l) bzw. < 70 mg/dl (< 1,8 mmol/l) und zusätzlich eine mindestens 50%ige Senkung im Vergleich zum Ausgangswert.2, 4

Diese neuen Zielwerte gehen auf unterschiedliche Studien zurück, die zeigen konnten, dass die Entwicklung atherosklerotischer Plaques – welche mit einem erhöhten Risiko von kardiovaskulären Ereignissen einhergehen – gestoppt und sogar rückgängig gemacht werden kann. Eine Plaque-Regression wurde insbesondere in Studien beobachtet, in denen sehr niedrige LDL-C-Werte von < 70 mg/dl (< 1,8 mmol/l) erreicht wurden.5,6

Bessere Chancen mit Kombinationstherapien

Mit einer Monotherapie, die in 9 von 10 Fällen aus Statinen besteht2, sind diese Zielwerte kaum zu erreichen: Laut den Daten der SANTORINI-Studie gelang dies in Deutschland nur 12,7 % der Betroffenen. Bei der Anwendung einer Kombinationstherapie waren es dagegen 26,9 %.1 Aber welche Medikamente soll man wie kombinieren?

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#Die Klassifikation des CV-Risikos erfolgte zunächst durch den behandelnden Arzt/die behandelnde Ärztin. In mehr als 50 % der Fälle erfolgte die Risikobewertung der Patient:innen auf Basis der ESC/EAS-Leitlinien von 2019; 39,3 % (Europa ohne Deutschland: 32,6 %) der behandelnden Ärzt:innen klassifizierten das CV-Risiko der Teilnehmenden basierend auf ihrer klinischen Erfahrung – nationale Leitlinien wurden in Deutschland seltener herangezogen (4,5 %) als in den übrigen europäischen Ländern (10,8 %).


Quellen:

  1. Ray KK et al. Treatment gaps in the implementation of LDL cholesterol control among high- and very high-risk patients in Europe between 2020 and 2021: the multinational observational SANTORINI study. Lancet Reg Health Eur 2023;29:100624.
  2. Stuerzebecher PE et al. [Treatment and LDL cholesterol adjustment in patients with high and very high cardiovascular risk in Germany compared with Europe - data from the SANTORINI registry]. Dtsch Med Wochenschr 2023;148:55–64.
  3. Ray KK et al. World Heart Federation Cholesterol Roadmap 2022. Glob Heart 2022;17:75; unter: Cholesterol | CVD Roadmaps | World Heart Federation (world-heart-federation.org) (zuletzt aufgerufen am 28.11.2023).
  4. Mach F et al. 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk. Eur Heart J 2020;41:111–88.
  5. Nissen SE et al. Effect of very high-intensity statin therapy on regression of coronary atherosclerosis: the ASTEROID trial. JAMA. 2006 Apr 5;295(13):1556-65.
  6. Chhatriwalla et al. The ASTEROID trial: coronary plaque regression with high-dose statin therapy. Future Cardiol. 2006 Nov;2(6):651-4.

Bildquellen: iStock-ID: 681618144; Urheber: hooyahphoto

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