Weniger und mildere Schlaganfälle durch mehr orale Antikoagulation?

Veröffentlicht am: 24.06.2023

Die Prävalenz von VHF steigt seit 2006 in Teilen Europas kontinuierlich an. Dennoch ist die Rate an VHF-bedingten Schlaganfällen und deren Schweregrad dort rückläufig. Besteht ein Zusammenhang mit dem vermehrten Einsatz oraler Antikoagulanzien?

In der Vergangenheit wurden international Anstrengungen unternommen, um die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) zu verbessern und Schlaganfällen effektiver vorzubeugen.

Die Einführung der Nicht-VKA oralen Antikoagulanzien (NOAKs) und aktualisierte Leitlinienempfehlungen haben dabei die klinische Praxis verändert.1 Mit Erfolg? Dieser Frage gingen zwei Arbeitsgruppen nach.

Mehr orale Antikoagulation – weniger Schlaganfälle

Anhand der Einträge aus verschiedenen nationalen Datenbanken sammelten Cowan et al. die Informationen zur Prävalenz von VHF und zur Verordnung von oralen Antikoagulanzien, die zur Schlaganfallprävention in den Jahren 2006 bis 2016 in England verschrieben wurden. Parallel dazu erfassten sie die Zahl der Klinikeinweisungen aufgrund VHF-bedingter Schlaganfälle.

Die Auswertung der Daten lieferten 3 wichtige Ergebnisse:1

1. Die Prävalenz von VHF ist gestiegen.

Die Anzahl der Patientinnen und Patienten mit VHF stieg von 692.054 im Jahr 2006 auf 983.254 im Jahr 2016 (Prävalenz: 1,29 % versus 1,71 %).

2. Es wurden vermehrt orale Antikoagulanzien verordnet.

Der Anteil der VHF-Betroffenen mit einem CHA2DS2-VASc-Score ≥ 2, denen orale Antikoagulanzien verordnet wurden, stieg von 48,0 % auf 78,6 %.

3. VHF-bedingte Schlaganfälle waren zwischen 2011 und 2016 rückläufig.

Zwischen 2006 und 2011 stieg die Rate an Klinikeinweisungen aufgrund von VHF-bedingten Schlaganfällen pro 100.000 Patientinnen und Patienten mit VHF zunächst von 80 auf 98 Einweisungen pro Woche an. Zwischen 2011 und 2016 wurde dann ein Rückgang auf 86 Einweisungen pro Woche verzeichnet.

In einer für die VHF-Prävalenz adjustierten Analyse bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen der gestiegenen Nutzung oraler Antikoagulanzien und der verringerten Schlaganfallrate:

Ein um 1 % höherer Anteil an Patientinnen und Patienten mit oraler Antikoagulation ging mit einem Rückgang von 0,8 % bei der Rate an wöchentlichen Klinikeinweisungen aufgrund von VHF-bedingten Schlaganfällen einher (Inzidenzratenverhältnis: 0,992, 95%-Konfidenzintervall [95%-KI]: 0,989–0,994).1

NOAK-Therapie geht mit geringerer Schwere von Schlaganfällen einher

Die Studie von Cowan et al. zeigt, dass eine vermehrte Verordnung von orale Antikoagulanzien mit einer verringerten Schlaganfallrate in England einhergeht.1 Doch auch Patientinnen und Patienten, die eine Antikoagulation erhalten, können Schlaganfälle erleiden. Garcia et al. gingen deshalb noch einen Schritt weiter.

Sie untersuchten, ob Schlaganfälle bei antikoagulierten VHF-Patientinnen und -Patienten (Vitamin-K-Antagonisten [VKAs] oder NOAKs) weniger schwer ausfallen als bei nichtantikoagulierten VHF-Betroffenen.2 Hierzu zogen sie die Werte der NIH Stroke Scale (NIHSS; NIH: National Institute of Health) heran – ein Scoresystem zur Beurteilung der Schwere von Schlaganfällen.2

Eine systematische Literaturrecherche (Januar 2011–April 2021) zeigte, dass antikoagulierte VHF-Patientinnen und -Patienten im Vergleich zu nichtantikoagulierten VHF-Betroffenen (n = 6.015) mildere Schlaganfälle erleiden. Dabei wies die NOAK-Therapie einen höheren Schutz auf als eine Therapie mit VKAs (mittlerer Unterschied [MD] im Vergleich zu nichtantikoagulierten VHF-Betroffenen: NOAK [n = 1.767], MD = -2,96; [95%-KI: -3,75 bis -2,18], p < 0,00001; VKAs [n = 919], MD = -1,69; [95%-KI: -2,71 bis -0,66], p = 0,001).2


Referenzen

  1. Cowan JC et al. A 10 year study of hospitalized atrial fibrillation-related stroke in England and its association with uptake of oral anticoagulation. Eur Heart J 2018;39(32):2975–2983.
  2. Garcia C et al. Admission Severity of Atrial-Fibrillation-Related Acute Ischemic Stroke in Patients under Anticoagulation Treatment: A Systematic Review and Meta-Analysis. J Clin Med. 2022;11(12):3563.

Bildquelle: istock #1352255663 | Urheber: Mohammed Haneefa Nizamudeen

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